Bringt Freude ins Haus:

Pflegefachmann Emmanuel

Foto: Juli 2019: Emmanuel wird am Flughafen empfangen
/ Juni 2023: Axel Volkmer, Emmanuel Mugisha-Mazimpaka, Daniela Lund (PDL) © Fotos: DRK

Ein Seniorenheim im Dörfchen Freiburg an der Elbe. Durch die Gänge ertönt Gesang – Emmanuel ist offenbar unterwegs, um die Bewohner zu versorgen.

Der junge Mann aus Afrika

Am 1. Juli 2019 holte Heimleiter Axel Volkmer den damals 19-jährigen Abiturienten aus Ruanda vom Hamburger Flughafen ab, denn ­Emmanuel Mugisha-Mazim-paka kam hierher, um ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) als Pfleger im Seniorenheim zu absolvieren. 

„Ich konnte gefühlt nur zwei Worte: Hallo und Tschüss“, 

erinnert er sich lachend an seinen Start in Deutschland, denn in Ruanda hatte er nur einen Basis-Sprachkurs besucht. Doch Axel Volkmer und sein Team kümmerten sich um ihren neuen Mitarbeiter, stellten ihm eine Ein-Zimmer-Wohnung zur Verfügung und unterstützten ihn beim Deutschlernen. Für Emmanuel war die Umstellung ziemlich groß. „Zu Anfang war es schwierig – Freiburg ist ja ein Dorf und ich war es gewohnt, viele Menschen um mich herum zu haben, viele Freunde und Familie, und auf einmal war ich ganz alleine in meiner Wohnung.“ Doch er verlor nicht den Mut. 

Im Rekordtempo von 0 auf 100

Nachdem zu Beginn mit einem Übersetzer gearbeitet wurde, büffelte der kluge junge Mann im Selbststudium Deutsch, unterstützt vom Team des Seniorenheims. „Nach drei Monaten konnte ich etwa 90% verstehen und mich gut verständigen. Nach einem Jahr habe ich dann das höchste Sprachdiplom für die deutsche Sprache absolviert: das C2“. Unglaublich, aber wahr! Wer ihn sprechen hört – mit korrekter Verwendung des Genitivs und zahlreichen Floskeln der Alltagssprache, der zieht unwillkürlich den Hut vor einer solchen sprachlichen Leistung. Pflegedienstleiterin Daniela Lund betont, wie wichtig die Sprache in der Pflege ist: „80% der Arbeit besteht aus Kommunikation: sei es mit den Bewohnern in der Pflege­situation, oder in Gesprächen. Sich Sorgen und Ängste anzuhören, aber auch freudige Erlebnisse zu teilen ist ganz wichtig.“

Positive Noten

Auch wenn es anfangs den einen oder anderen Bewohner gab, der dem Afrikaner kritisch gegenüberstand, war das schnell überwunden. Besonders, weil ­Emmanuel so schnell und gut Deutsch gelernt hatte. 

„Er hat sich in die Herzen der Menschen gepflegt“, 

erklärt Daniela Lund lächelnd. Axel Volkmer betont dazu, dass Emmanuels freundliches Wesen schon auf den ersten Blick für Sympathie sorge. „Er ist eine aufgeschlossene, liebevolle, frohe Natur“, lobt er den jungen Mann und erfreut sich auch daran, dass Emmanuel dies mit Singen zum Ausdruck bringt. „Er singt im Chor und er geht hier singend durchs Haus. Das freut alle, weil er sehr gut singen kann.“ Der begabte Emmanuel bestätigt lachend, dass dies seine Leidenschaft sei. „Ich singe alles: Im Chor singe ich deutsche Lieder und auch Lieder aus Afrika. Aber privat singe ich dann alles: Lieder aus meiner Heimat, Pop aus Amerika. Mal Englisch, meine Heimatsprache, Deutsch. Je nachdem, worauf ich Lust habe.“

Freiwillig in den Sozialberuf geschnuppert

Dass er ein FSJ als Einstieg ins Berufsleben gewählt hatte, findet Emmanuel bis heute den richtigen Weg. Ursprünglich wollte er einmal Medizin studieren und schließt dies nicht gänzlich für später aus. Als aber seine Cousine, die in Hannover lebt, ihm vorschlug, sich auf ein FSJ in Niedersachsen zu bewerben, nahm Emmanuel diesen Vorschlag gerne an. Er wollte etwas anderes kennenlernen und dabei mit Menschen arbeiten – da war der Pflegeberuf ein guter Start. „Das FSJ war ganz wichtig, um erstmal die erste ­Orientierung zu bekommen.“ In Ruanda gebe es nicht so viele ältere Menschen und die werden dann zuhause versorgt. Im FSJ konnte er sehen, wie das hier gemacht wird. Vieles habe er im FSJ mitgenommen. „Den Umgang mit Menschen lernen und natürlich die deutsche Sprache trainieren zu können.“ Das habe ihm nach dem FSJ sehr geholfen: „Als ich dann die Ausbildung angefangen habe, konnte ich fast perfekt Deutsch. Und ich habe gemerkt, dass ich verschiedene Sachen schon wusste, die ich während meines freiwilligen sozialen Jahres gelernt habe. Das war ganz schön hilfreich.“

Viel zu erzählen

Das Seniorenheim ist froh darüber, Emmanuel als Mitarbeiter zu haben. Und Emmanuel, der so gerne Neues entdeckt und Menschen kennenlernen möchte, nutzt das Örtchen Freiburg als Ausgangspunkt für zahlreiche Reisen, die sein Interesse wecken. „Ich bin in Deutschland gefühlt überall gewesen“, schwärmt er. Auch in anderen Ländern ist er herumgereist. Anschließend freuen sich alle, wenn er wieder zurück ist und seine Erlebnisse mit den Menschen teilt, die ihn inzwischen so sehr ins Herz geschlossen haben. (KL)