Mit Geduld und Spucke

Hanna Brinkmanns Leben und Arbeit mit kleinen Kamelen

Wenn das Leben schon kein Ponyhof sein kann, dann doch gern ein Hof mit Lamas und Alpakas: Hanna Brinkmann hat ihre Berufung gefunden. Foto: Intekos

Beschaulich geht es im Örtchen Wohlerst zu. Gut 150 Einwohner hat der Ort, dazu kommen diverse Tiere auf den Höfen.

Auch auf Hof Waldersdi gibt es Tiere auf der Weide, doch statt Kühen, Pferden oder Schafen begegnet man vier Lamas und drei Alpakas. Diese südamerikanischen Kamelarten fühlen sich hier wohl und tun dabei Gutes, denn ihre Besitzerin, Hanna Brinkmann, setzt sie sowohl für Freizeitaktivitäten als auch für therapeutische Zwecke ein.

Tierische therapeutische Interessen

„Ich bin gerne mit Menschen zusammen und mit Tieren. Das sind beides große Leidenschaften von mir“, erklärt die studierte Sozialarbeiterin, die sich auf die tiergestützte Intervention spezialisiert hat. Ihr Schwerpunkt: Die Arbeit mit Lamas und Alpakas – aber dabei muss es nicht bleiben, denn sie liebäugelt auch mit den therapeutischen Möglichkeiten, die mit Hähnen erreicht werden können. „Schnecken sind auch super für die tiergestützte Arbeit“, schwärmt sie weiter. „Ich finde auch Ziegen so toll. Und Esel! Ich könnte so viele Tiere haben!“ 

Derzeit fehlen ihr dazu allerdings noch Platz, Geld und die Zeit. Bis dahin hilft ihr Mann Steffen, sie in ihrem Enthusiasmus zu bremsen. „Zum Glück!“, wie sie betont. 

Therapie und Vergnügen

Menschen zu helfen, Traumata zu überstehen oder andere Ziele zu erreichen, das steht im Mittelpunkt der therapeutischen Arbeit. So hilft es z.B. traumatisierten Menschen, dass sie hier Tieren begegnen, die nicht ungefragt auf sie zustürmen, sondern erst einmal auf Distanz bleiben. Die Ruhe und Geduld sind dabei wichtige Elemente. „Man kann es genießen, einfach auf der Weide zu sitzen und die Tiere zu beobachten und darüber zu sprechen, weil das einfach unglaublich beruhigend ist.“ 

Aber auch für Veranstaltungen ist Hanna Brinkmann zu haben. So arrangiert sie auf ihrem Hof Wanderungen, Speeddatings, Kindergeburtstage und andere Aktivitäten. Auch ein Junggesellenabschied war schon dabei. „Bei den Vorbereitungen lebe ich meine Kreativität aus“, berichtet sie glücklich, und so ist kein Ereignis wie das andere. Wenn dann die Gäste wiederkommen, weil es ihnen so gut gefallen hat, dann rührt es Hanna Brinkmann sehr. 

„Es ist das größte Kompliment, wenn ein Kind den Geburtstag wieder bei mir feiern möchte.“

Hanna Brinkmann

Weltoffenheit anders ausgelebt

Menschen und Tiere des gesamten Globusses weckten schon immer das Interesse der inzwischen 33-Jährigen. Doch weil sie wegen ihrer Tiere nie lange unterwegs sein konnte, hat sie bisher noch nicht viel von der Welt gesehen. Darum hat es ihr so viel Spaß gemacht, nach ihrem Studium in Hamburg zunächst zehn Jahre in unterschiedlichen Positionen der Migrationshilfe im Landkreis Stade zu verbringen. Zu einigen Familien hat sie bis heute Kontakt. „Ich hatte das Gefühl, ich hatte die ganzen tollen Auslandserfahrungen bei mir bei der Arbeit.“

Heimatverbunden

Woanders leben wollte sie aber nie. Sie liebt ihr Dorf und die Landschaft. „Ich mag es auch, dass es hier so platt ist. Das ist für mich ein Heimatgefühl: Einmal, dass die Landschaft so platt ist, und dass auch noch so viel Platt gesprochen wird.“ Sie freut sich auch über die Besonderheiten, die es hier gibt, wie den Biohof Prigge in der Nachbarschaft: einem Selbstpflückhof für verschiedenes Obst und Gemüse, bei dem man den Preis bezahlt, den es einem wert ist. „Das ist so schön, das sind noch so echte Möhrchen“, preist Hanna Brinkmann die Produkte an. 

Glücklich auf der Weide

Wie zufrieden Hanna Brinkmann mit ihrem Hof ist, spürt man bei jedem ihrer Worte. Sie erlebt mit ihrem Mann und ihren Tieren so viel Schönes und Lustiges – wenn sich die Alpakas z.B. im Sommer im großen Planschbecken vergnügen oder sich Otto, das Lama, möglichst nahe an ein Lagerfeuer legt – dass sie auch ihren Gästen und Klienten viel von ihrer Wärme weitergeben kann. Und wer weiß, welche Tiere sich noch bei ihr einfinden – am Ende sogar einmal ihr größter Traum: ein großes Kamel? „Dafür muss ich erst dreimal im Lotto gewinnen“, winkt sie lachend ab. Drücken wir ihr die Daumen, dass sie die richtigen Zahlen trifft! (KL)