Lernen soll sich lohnen

Förderungen für die Erzieher-Ausbildung

Nele Hansen macht ihre Ausbildung  in der DRK-Kita Königskinder in Jork und profitiert von den Förderungen. Foto: Kita Svende Thomßen

Ein Kind, das das dritte Lebensjahr vollendet hat, hat bis zum Schuleintritt Anspruch auf Förderung in einer Tageseinrichtung. Die Träger der öffentlichen Jugendhilfe haben darauf hinzuwirken, dass für diese Altersgruppe ein bedarfsgerechtes Angebot an Ganztagsplätzen zur Verfügung steht“, so lautet das Gesetz (§ 24 SGB Absatz 3 Satz 1). Dass es aber gar nicht so einfach ist, einen Krippen- oder Kindergartenplatz zu bekommen, liegt nicht zuletzt daran, dass es nicht genug Erzieher und Erzieherinnen gibt – denn ohne diese qualifizierten Kräfte darf es keine Kindergartengruppe geben. „Mit jeder neuen Kita-Gruppe, die aufmacht, fehlt uns mehr Fachpersonal“, berichtet Inge Kratzenberg, Fachbereichsleitung der Kinder- und Jugendhilfe des DRK.

Vier Jahre Ausbildung auf eigene Kosten

Im Mittelalter mussten die Lehrlinge im  Handwerk Lehrgeld für die Ausbildung an den Meister zahlen, bis sich das Blatt wendete und sie heute selbst ab der ersten Stunde ihrer Lehre ein Gehalt bekommen. Doch in der Erziehung ist es dabei geblieben: Lernmaterialien, Fahrtkosten, Ausflüge, ggf. Schulgeld: Wer sich für die Arbeit im Kindergarten ausbilden lassen möchte, erhält nicht nur keinen Lohn, sondern muss z.T. noch dafür bezahlen – für die Erzieherausbildung ganze vier Jahre lang! Zwar kann man nach den ersten zwei Jahren mit der Prüfung zur Sozialpädagogischen Assistenz mit der Ausbildung aufhören und z.B. im Kindergarten als zusätzliche Betreuungsperson arbeiten, doch wie gesagt: Jede Kindergartengruppe braucht ausgebildete Erzieher. Und dazu sind mindestens weitere zwei Jahre notwendig.

Fördergelder aus verschiedenen Töpfen

Die Probleme aufgrund der Diskrepanz zwischen gesetzlichem Anspruch und tatsächlich vorhandenem qualifizierten Personal ist auf Bundesebene noch nicht spürbar angekommen, aber im Landkreis Stade wird seit mehreren Jahren daran gearbeitet, die Erzieher-Ausbildung attraktiver zu gestalten. Dazu zählen auch verschiedene Fördermodelle.

Die Städte Stade und Buxtehude haben jeweils Programme, die sich an diejenigen richten, die im Stadtgebiet in den Kindergärten tätig werden wollen, während der Landkreis alle Kindergärten der Region unterstützen möchte und die Erzieherausbildung bezuschusst. „Das Ansinnen des Landkreises ist es, dass wir für alle Kitas eine gute Möglichkeit bieten wollen, für alle Fachkräfte der ganzen Region“, erklärt Kerstin Wichern vom Kompetenzzentrum Kindertagesbetreuung im Amt für Jugend und Familie, die das Programm 2016 mit auf den Weg gebracht hat. Ihre Kollegin, Nathalie Viebrock, betont, dass es in der Region eine große Bandbreite an Kitas gebe: Waldkindergärten, Waldorfkitas und andere Konzepte. „Man soll sich aussuchen können, welche Form zu einem passt, darum ist die Wahl und Wechsel des Trägers und der Kita im Landkreis während und nach der Ausbildung freigestellt.“

Wer die Ausbildung in Teilzeit absolvieren möchte und dafür in Kauf nimmt, statt zwei Jahren dann drei Jahre die Schulbank zu drücken, wird sich darüber freuen, dass auch das Land Niedersachsen ab diesem Sommer ein Förderprogramm anbietet, das eine Finanzhilfe gewährt. Dieses Jahr gab es in Stade dafür noch zu wenige Bewerbungen, aber für die Zukunft ist es u. U. ein Weg, der zur Weiterbildung genutzt werden kann.

„Die Wertschätzung der Azubis durch Finanzierung ist definitiv ein Modell, was Schule machen muss. Da sind wir im Landkreis Stade auf einem wirklich guten Weg“, freut sich Frau ­Kratzenberg.

„Ohne die Förderung ginge es nicht“

Die 21-jährige Nele Hansen­ ist eine der Nutznieße­rinnen der Förderung des Landkreises. Sie absolviert derzeit in der DRK-Kita „Königskinder“ in Jork ihre Ausbildung zur Erzieherin, die sie nächstes Jahr abschließen wird. Nachdem sie dort ihr FSJ verbracht hatte, stand für sie fest, dass sie in dieser Kita arbeiten möchte. „Das Team hat einen super Zusammenhalt“, schwärmt sie. Auch das naturgebundene Außengelände gefalle ihr sehr. „Wenn ich dort in den Ferien arbeite, freue ich mich so, dass ich da hinkommen kann.“ 

Doch Nele Hansen schließt nicht aus, dass auch sie sich einmal anders orientieren möchte. Aus diesem Grund erschien ihr die Weiterbildung zur Erzieherin sinnvoll. „Man hat ein viel größeres Feld, z.B. die Hortarbeit, in Jugendzentren, in Wohngruppen oder im Mutter-Kind-Heim“, erklärt sie. Dass sie für ihre Ausbildung die Förderung des Landkreises erhält, war eine wichtige Voraussetzung. So erklärt sie: „Nur wegen der Förderung konnte ich es mir leisten, auszuziehen und mir ein eigenes Leben aufzubauen.“ Auf diese Weise konnte sie mit ihrem Freund zusammenziehen und nun das Leben einer unabhängigen Erwachsenen ­führen.

Flaschenhals: Ausbildungsplätze

So positiv es zu bewerten ist, dass es diese Ausbildungs-Förderungen gibt, so kommen sie nicht jedem zugute, der sich dies wünscht. Zum einen ist das Kontingent der Fördertöpfe jeweils begrenzt, zum anderen benötigt man auch die entsprechenden Ausbildungsstätten, um die Ausbildung überhaupt antreten zu können. Ohne einen Platz an den passenden berufsbildenden Schulen, ist eine Förderung nicht möglich.

Kerstin Wichern (li.) und Nathalie Viebrock (re.) vom Landkreis Stade haben die Förderung der Erzieherausbildung auf dem Herzen: Finanzielle Anreize und die große Bandbreite an Kitakonzepten im Landkreis Stade zählen für sie zu den großen Pluspunkten im Landkreis: So stehen Auszubildenden alle Möglichkeiten offen. Foto: Landkreis Stade / Daniel Beneke

An den Schulen werden umfangreiche Grundlagen vermittelt, doch Erzieher zu werden ist eine Berufung, für die man geschaffen sein muss. „Wer diesen Beruf wählt, sollte dies mit Herz, Seele und Verstand tun“, so Blanka Piede, Koordinatorin an der JOBELMANN-SCHULE in Stade (BBS 1). Jedes Jahr erhält diese Berufsbildende Schule mehr als das Doppelte an Bewerbungen für eine Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistenz als Plätze vorhanden sind, so dass eine Auswahl getroffen werden muss. 

Gute Noten und einschlägige Vorerfahrung

Da es im Kindergaten einen umfangreichen Bildungsauftrag gibt, werden die Schulleistungen als wichtiges Auswahlkriterium herangezogen. „Wir brauchen Schüler, die den Bildungsauftrag verstehen und auch umsetzen können“, erklärt Frau Piede. Unmotivierte Schüler nehmen also denen, die schlechtere Noten haben, aber engagiert sind, den Platz weg. Um dennoch die „Richtigen“ auszuwählen, werden darum auch Vorkenntnisse berücksichtigt. „Vielleicht hat man sich ehrenamtlich engagiert, man kann ja auch Jugendgruppenleiter gewesen sein“, nennt sie ein Beispiel.

Abbruch und Späteinstieg

Wie schwierig die Ausbildung dann doch ist, wird vielen im ersten Ausbildungsjahr klar. Nicht selten brechen Schüler ab, weil sie das Pensum unterschätzt haben. Blanka Piede ist stolz auf ihre Absolventen. „Im Kindergarten legen sie dann den Grundstein für Bildung. Was da schief läuft, das wird man in den anderen Jahren in der Schule immer merken. Und deswegen ist das, was sie leisten,  so wahnsinnig wichtig und deshalb müssen sie auch so hochqualifiziert werden.“ Dass die Abbrecher dann Platz für Schüler machen, die gleich ins zweite Jahr einsteigen wollen, ist ein kleiner Trost. Doch wer sich für diesen verkürzten Weg entscheidet, muss sich doppelt anstrengen, denn der gesamte Stoff des ersten Jahres muss nebenbei selbstständig nachgearbeitet werden. 

Perspektiven für Schulabgänger 2023

Wer in der glücklichen Lage ist, einen Platz an der Berufsbildenden Schule ergattert zu haben und weiß, bei welchem Träger bzw. welchem Kindergarten der Praxisanteil stattfinden wird, sollte sich in den nächsten Wochen über die Fördermöglichkeiten informieren. Wer noch keinen Platz bekommen hat oder sich erst beruflich orientieren möchte, sollte die Zeit nutzen, sich den Beruf einmal anzusehen. Dazu eignet sich z.B. ein Freiwilliges Soziales Jahr oder die Arbeit in Jugendgruppen. Informationen, welche Möglichkeiten es dafür beim DRK gibt, erhalten Sie von den Kontakten im nebenstehenden Infokasten. (KL)

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Ausbildung zum/zur Sozialpädagogischen Assistenten
Inge Kratzenberg / 04141 80 33 319
E-Mail: I.Kratzenberg@kv-stade.drk.de

Freiwilliges soziales Jahr
Yasmin Bauer / 04141 80 33 340
E-Mail: y.bauer@kv-stade.drk.de