Das bewegte Leben des Wolfgang Watzulik
Foto: Katharina Bodmann
„Eigentlich bin ich drei Menschen“, sagt Wolfgang Watzulik über sich selbst: ehemaliger Geschäftsmann, Präsident des Buxtehuder Sportvereins und Sänger der „Torpids“. Darüber hinaus ist der gebürtige Stader, der nach einem Abstecher für den Wehrdienst nach Lüneburg zog und seit 1975 in Buxtehude lebt, auch glücklicher Ehemann, leidenschaftlicher Vater von zwei Kindern und hingebungsvoller Großvater von drei Enkeln zwischen 2 und 6 Jahren.
Musikalisch erfolgreich seit fast 55 Jahren
Als der damals 17-jährige Wolfgang im Nachbarhaus Musik hörte, startete eine beispiellose Bandgeschichte: Er ging hinüber und traf auf Jürgen Ulrich und die Brüder Reinhard und Jürgen von Kroge, die mit ihren Gitarren übten, und einen weiteren Freund, der auf Kartons trommelte. Keiner der jungen Männer konnte – oder wollte – singen, da versuchte es Wolfgang Watzulik bei „Around and Around“ von den Rolling Stones. Als ein wenig später Volker Schirmer als Schlagzeuger hinzukam, waren „The Torpids“ geboren. Die Autodidakten etablierten sich von ’66 bis ’69 professionell als Band, hatten fast jedes Wochenende Auftritte und gewannen sogar einen Schallplattenvertrag.
„Dann war 30 Jahre nichts“
Das Leben kam der jungen Band mit Wehrdienst, Abiturstress und Ähnlichem in den Weg, so dass die Band lange pausierte. 30 Jahre später kam dann die Idee, auf der KVG-Party 1999 in Buxtehude vor 1000 Leuten zu spielen. „Es war so gut, dass es uns heute noch gibt“, erklärt Watzulik stolz. Seitdem absolviert die Band jährlich 15 bis 18 Auftritte von Ostern bis Oktober und hat 125 Songs im Repertoire, die jeder kennt und mitsingen kann. Die Band ist dabei immer authentisch und zeigt bei jedem Auftritt, wie viel Herzblut und Leidenschaft sie investiert.
Selbstständig im Kopiergeschäft
So viel Leidenschaft, wie in seine Musik, investierte Wolfgang Watzulik auch in seinen Betrieb. 1985 gründete er „Watzulik Büro- und Kopiertechnik“ in Buxtehude und setzte sich in den kommenden 30 Jahren erfolgreich gegen 18 Mitbewerber durch. Dabei schreibt er den Erfolg auch seinen Mitarbeitern zu, die von der Verwaltung über den Service bis zum Verkauf stets sehr engagiert waren. Dafür hat er mit einem guten Betriebsklima gesorgt, das auf respektvollem Miteinander und Anerkennung beruhte. So ist er auch stolz darauf, dass in der langen Zeit nur drei Mitarbeiter den Betrieb verlassen hatten, bis er ihn schließlich an einen der Mitarbeiter verkaufte.
Mehr als drei Jahrzehnte Präsidentschaft
Ein wichtiges Hobby in Wolfgang Watzuliks Leben ist der Sport: Seit 32 Jahren ist der ehemalige Handballer Präsident des BSV – eine Zeitspanne, die bisher unerreicht war. Im April 2023 wird er seinen Abschied nehmen und blickt dann auf ca. 10.000 ehrenamtliche Stunden zurück, die er dem Verein gewidmet hat. „Ich gehörte zu den Glücklichen, die als Kind und in der Jugendzeit immer einen tollen Sportverein um sich hatten.“ Dies war für ihn die Grundlage für die Hingabe an den BSV. „Da kann ich auch mal was zurückgeben!“
Der Sport hat ihm auch zu seinem Glück im Leben verholfen, denn schon in der damaligen Polizei-Sportgemeinschaft (PSG) in Stade lernte er seine Frau Kristiane kennen, die ihn seitdem begleitet und unterstützt und mit der er inzwischen seit mehr als 50 Jahren glücklich verheiratet ist. „Alleine hätte ich das alles nie geschafft. Wenn du da keinen Ehepartner hinter dir, neben dir, vor dir hast, hast du verloren.“
Im Alter kommt die Weisheit
Ein Leben im Rampenlicht ist nicht ganz einfach: als Sänger bei den Torpids, als Geschäftsführer, als Präsident des Sportvereins – oft stand Wolfgang Watzulik im Mittelpunkt, wobei die anderen Mitstreiter häufig übersehen wurden. Heute gibt er zu, dass er auch manchmal den Boden verloren hat. Nun, im Alter, mit Abstand kommt die Einsicht:
„Ich hätte mir von mir selbst ein bisschen mehr Zuhören gewünscht“,
sinniert er. Stattdessen habe er zu viele Entscheidungen allein getroffen – und als Schüler so manchen Liebesbrief in den Papierkorb geworfen, statt ihn zu überreichen. Das bedauert er heute, denn er sieht inzwischen ein, wie wichtig es ist, seinen Mitmenschen zu zeigen, wie sehr sie einem am Herzen liegen.
Im Verein, im Betrieb und in der Musik habe er immer mit engagierten, erfolgreichen Teams zusammengearbeitet. Darum ist er heute mit seinem Leben und Wirken zufrieden. „Ich würde vieles – nicht alles – wieder genauso machen.“ Auf die Zukunft sei er ebenfalls gespannt, denn er meint, sie halte noch einige Überraschungen und Aufgaben für ihn bereit. Man darf neugierig sein, wobei Wolfgang Watzulik noch von sich reden macht. (KL)