Mitarbeiter der Schwinge Werkstätten im Landesarchiv
Christian Arndt ist im Magazin in seinem Element. Fotos: Loock
Wie gelungene Inklusion aussieht, kann man seit 2008 im Niedersächsischen Landesarchiv in Stade erleben. Zurzeit arbeiten vier Mitarbeiter der Schwinge Werkstätten vor Ort daran, historische Dokumente vom 9. Jahrhundert bis in unsere Zeit für die Nachwelt zu bewahren.
Ein besonderer Umzug
Als der Umzug des Landesarchives in ein neues Gebäude feststand, schlug der stellvertretende Leiter des Standorts, Archivoberrat Dr. Thomas Bardelle, vor, für die sorgfältige Verpackung der wertvollen Akten eine Kooperation mit den Schwinge Werkstätten einzugehen. Zwei Mitarbeiter wurden „ausgeliehen“, andere arbeiteten in den Schwinge Werkstätten an der Reinigung und Verpackung der wertvollen Dokumente. Der Erfolg war sofort ersichtlich, sodass in der Planung für den neuen Standort gleich Arbeitsbereiche für die Mitarbeiter der Schwinge Werkstätten eingeplant wurden.
Fester Bestandteil des Teams
Das Stammpersonal des Landesarchivs in Stade besteht aus vierzehn Personen. Hinzu kamen sechs Mitarbeiter der Schwinge Werkstätten, doch corona-bedingte Auflagen führten dazu, dass derzeit nur vier Mitarbeiter einen Platz im Landesarchiv finden. „Wir hätten genug Arbeit für mehr“, erklärt Herr Bardelle, der sich als Ansprechpartner für die Beschäftigten sieht, und hofft, dass die Beschränkungen bald aufgehoben werden. Frau Zander, Herr Schubert, Frau Gooßen und Herr Höpfner sind jedenfalls froh, dass sie bleiben durften. „Wir sind jeden Tag dankbar, dass wir hier sind“, bestätigt Herr Schubert, der bereits seit etwa zehn Jahren dabei ist.

Kurioses zwischen Kuratorischem
Gereinigt, geordnet, von Metall und Plastik befreit in säurefreie Verpackung – sorgfältig müssen Zeitdokumente von historischem Wert aufgearbeitet und gelagert werden. Diese Arbeit liegt in den Händen der Mitarbeiter aus den Schwinge Werkstätten. Dass sich ein Insekt zwischen den Seiten verbirgt oder CDs und Röntgenbilder beigelegt wurden, kommt schon mal vor. Doch auch anderes kann man zwischen den Dokumenten finden. „Ich hatte mal eine kleine Schellackplatte dabei, kurz nachdem ich hier angefangen habe“, erinnert sich Frau Zander. Ob diese Fundstücke nun zu den Dokumenten gehören oder dort versehentlich hineingeraten sind, bleibt dann zu klären.
Plötzlicher Wechsel
Herr Arndt, ein Mitarbeiter, der von Beginn an für das Landesarchiv gearbeitet hatte, wurde vor zwei Jahren zu Herrn Bardelle zitiert. Ein Wechsel lag in der Luft, mit der der fleißige Mitarbeiter nicht gerechnet hatte: Die Stelle des Magaziners war frei geworden und wurde ihm im Rahmen einer Ausschreibung aufgrund seiner mustergültigen Mitarbeit angeboten.
„Alle waren hellauf begeistert“,
betont Herr Bardelle stolz. Und Herr Arndt?
„Ich habe meinen Traumjob gefunden“,
erzählt er glücklich. Mit einer Ganztagsstelle ist er nun Hauptverantwortlicher für das riesige Magazin, in dem die Dokumente gelagert werden. Wie ein Wächter des Schatzes betreut er das moderne, passiv klimatisierte Gebäude, in dessen fünf Etagen sogar Platz für mehr als 50 km Kulturgut ist. Herr Arndt hält dabei die Ordnung aufrecht, bearbeitet Neuzugänge, sucht Akten für die Nutzer im Lesesaal heraus und recherchiert – verantwortungsvolle Aufgaben, die ihn mit Stolz erfüllen.
Vorbildlich
Das Beispiel von Herrn Arndt und den anderen langfristig besetzten Stellen zeigt, wie wertvoll die Zusammenarbeit mit den Werkstätten für behinderte Menschen sein kann, deren Mitarbeiter sich auf diese Weise außerhalb der Werkstätten behaupten und lernen, Zutrauen in ihr eigenes Können zu fassen. Eine Praxis, die auch in Zukunft gepflegt und bewahrt werden sollte, wie wertvolle Dokumente. (KL)