Pizza statt Schnittchen

Neue Wege bei der Blutspende gehen

Pascal Comte ist der neue Gebietsreferent beim Blutspendedienst NSTOB, der rund 9.500 Blutspendetermine pro Jahr bei 2.000 Organisationen betreut. Die meisten finden bei den DRK-Ortsvereinen und Kreisverbänden statt, aber auch bei Feuerwehren und anderen Vereinen. Foto: © DRK

Täglich werden 15.000 Blutspenden in Deutschland benötigt. Doch die Spendenbereitschaft nimmt leider ab – die Vorräte werden zunehmend knapp, Kliniken können teilweise nicht mit Blutpräparaten einzelner Blutgruppen versorgt werden. Dem möchte Pascal Comte mit neuen Ideen und mehr Aufklärung entgegenwirken. Der neue Gebietsreferent des DRK-Blutspendedienstes NSTOB weiß selbst, wie wichtig Blutpräparate sind, wie er im Gespräch mit Nina Dede erzählt. 

Herr Comte, der Blut­spende­dienst NSTOB führt jährlich rund 9.500 Blutspende­termine durch. Sie haben sich also für einen abwechslungsreichen und pendelintensiven Job ­entschieden – warum? 

Ohne Blutspenden würde ich wahrscheinlich nicht mehr leben und meine Schwester definitiv nicht mehr. Ich habe schon Blut benötigt, meine Schwester gleich mehrfach. Sie hatte mit 20 Jahren einen schweren Motorradunfall und musste 30 Operationen überstehen. 

Sind denn vor allem Unfallopfer auf Blutpräparate angewiesen? 

Mit 19 Prozent ist die Krebstherapie das größte Einsatzgebiet. Jeweils 16 Prozent der Empfänger haben Herzerkrankungen oder Magen- und Darmerkrankungen. Erst dann folgen mit zwölf Prozent Verletzungen durch Unfälle im Straßenverkehr, Sport, Beruf oder Haushalt. Alle Patienten haben aber gemeinsam: Sie sind auf die Solidarität der Spender angewiesen.

Und wie steht es um diese Solidarität? 

Der Versorgungsbedarf ist gestiegen, gleichzeitig ist jedoch das Spendenaufkommen zurückgegangen. Die Menschen nutzen die wiedereröffneten Freizeitangebote und fahren in den Urlaub. Auch die kurze Hitzeperiode spielte dabei eine Rolle. Dadurch verzeichneten wir einen Rückgang von 25 Prozent.

Was für Folgen hatte das?

Die Konservenlager waren im Sommer abgeschmolzen und konnten noch nicht wieder aufgebaut werden. Zwischenzeitlich konnten wir die Klinikanfragen bei einigen Blutgruppen nicht vollständig versorgen. 

Wie wollen Sie dagegensteuern?

Ich möchte die Öffentlichkeitsarbeit ausbauen und noch mehr Aufklärung leisten, zum Beispiel in den Sozialen Medien, um junge Menschen zu erreichen. Außerdem bin ich offen für neue Ideen und Innovationen. Vielleicht sollten wir uns von den traditionellen Büffets verabschieden und mehr vegetarische und vegane Speisen anbieten ebenso wie Gerichte, die junge Leute mögen, wie Pizza oder auch Döner. 

Das Geschenk für Erstspender könnte attraktiver sein. Eine weitere Aufmerksamkeit bei der zweiten Spende wäre noch eine Idee. 

Wie erschwert die Coronapandemie die Blutspende?

Die Sicherheit der Spender, Ehrenamtlichen und Mitarbeiter hat oberste Priorität. Die dafür notwendigen Hygienemaßnahmen wirken sich allerdings negativ auf die Durchlaufzeiten aus. Die Blutspende dauert einfach länger. Das sorgt an vielen Stellen leider für längere Wartezeiten für die Spender. Außerdem können wir einige Spendenlokale nicht nutzen, weil die Räume nicht groß genug sind. Insbesondere zu Beginn der Pandemie war die Spendenbereitschaft sehr hoch und glich das wieder aus. Diese Bereitschaft benötigen wir wieder, um Patienten und Unfallopfer ausreichend mit Blutspenden versorgen zu können. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig Blutpräparate sind – 

Blutspender sind Lebensretter.

Zur Person:

Pascal Comte wurde am 29. März 1971 in Neuenburg in der Schweiz geboren – und zwar in eine Rotkreuz-Familie. Seine Mutter war Ärztin, sein Vater neben seinem Beruf Erste-Hilfe-Ausbilder. Pascal Comte selbst engagierte sich beim Jugendrotkreuz, war Schulsanitäter und Mitglied in der Bereitschaft. Heute wohnt er nicht mehr in den Bergen, sondern in Dorum an der Wurster Nordseeküste.

Der gelernte technische Zeichner für Tief- und Hochbau startete 2015 beim DRK. Zunächst war er Heimleiter einer Einrichtung für Geflüchtete. Im Juli 2019 wurde er Ehrenamtskoordinator des Kreisverbandes Göttingen-Northeim und betreute 94 Ortsvereine. Anfang des Jahres begann dann die Einarbeitung beim Blutspende­dienst NSTOB, der die Landesverbände in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Oldenburg und Bremen umfasst. Seit dem 1. Juli ist er Gebietsreferent und verantwortet damit das Marketing und die Kommunikation. Pascal Comte ist Nachfolger von Manfred Iburg, der in den Ruhestand gegangen ist.