DRK-Kreisverband Stade startet Spendenaktion nach Hochwasser
© Fotos: DRK Euskirchen
Nichts, aber wirklich gar nichts konnte in der DRK-Kita „Gemünd II“ in Schleiden gerettet werden. Die Puzzle, Malsachen und Bücher sind aufgeweicht, die Schränke, Tische und Stühle sind aufgequollen, die Kissen und Betten vollkommen verschlammt. Ob das Kita-Gebäude überhaupt saniert werden kann, ist noch offen. Vielleicht muss auch ein Neubau errichtet werden.
Riesige Ausmaße
Wie es weitergeht, entscheidet sich in den nächsten Wochen. Fest steht schon jetzt: Der Wiederaufbau nach dem verheerenden Hochwasser im Juli dieses Jahres wird nicht nur Monate, sondern Jahre dauern.

So lautet auch die Prognose von Rolf Klöcker, dem Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Euskirchen:
„Es wurden hier ganze Straßenzüge ausgelöscht.“
Denn das Hochwasser im Juli traf den Landkreis Euskirchen rund 25 Kilometer südwestlich von Bonn besonders schwer. Das medial viel beachtete Bad Münstereifel liegt ebenfalls im Landkreis Euskirchen.
Nicht vergessen werden
Langsam schwindet allerdings die bundesweite Aufmerksamkeit – andere Themen wie die Bundestagswahl, die Coronapandemie und die Geschehnisse in Afghanistan lenken den Fokus auf sich. Doch das DRK vergisst die Betroffenen nicht, das versprach die Präsidentin Gerda Hasselfeldt: „Das DRK bleibt so lange, wie es gebraucht wird.“
Jede Unterstützung wertvoll
Gebraucht wird neben tatkräftiger Unterstützung vor allem Geld, um den Wiederaufbau zu finanzieren. Und weil auch der DRK-Kreisverband Stade die Hochwasseropfer nicht vergessen hat, bittet dieser um Spenden. „Wir möchten die Kita ‚Gemünd II‘ in Schleiden unterstützen, damit die Mädchen und Jungen bald wieder in einem tollen Kindergarten spielen, lernen und aufwachsen können“, sagt der Vorstandsvorsitzende Uwe Lütjen.
Der Stader Kreisverband hat dafür ein Spendenkonto eröffnet. Bisher sind schon 27.125 Euro eingegangen. Unzählige DRK-Mitarbeiter folgten bereits dem Aufruf, ebenso wie zahlreiche andere Spender aus der Region. Auch die ehrenamtlich organisierten DRK-Ortsvereine sammeln Geldspenden. „Ich hoffe sehr, dass sich viele dieser Aktion anschließen – jede Spende zählt“, betont Uwe Lütjen.
Hier können Sie spenden!
Der DRK-Kreisverband Stade hat ein Spendenkonto bei der Kreissparkasse Stade eingerichtet, um den Wiederaufbau der Kita „Gemünd II“ in Schleiden zu unterstützen.
Die IBAN lautet DE12 2415 1116 0000 1131 18,
das Kennwort ist „Hochwasserhilfe“.

Kita schwer betroffen
Dem stimmt Rolf Klöcker zu: „Allein für die Kita ‚Gemünd II‘ schätzen wir den Sachschaden auf rund 90.000 Euro, der nicht von Versicherungen übernommen wird.“ Möbel und Spielsachen müssen neu angeschafft werden, das Außengelände neu hergerichtet werden, bevor die Kinder und das Team der inklusiv arbeitenden Kita zurückkommen können.
Nachdem das Hochwasser weg war, wurde erst das Ausmaß der Katastrophe sichtbar. Nichts konnte im DRK-Kindergarten „Gemünd II“ im nordrhein-westfälischen Schleiden gerettet werden. Das Wasser floss ab, der Schlamm blieb: Von den 32 DRK-Kitas im Landkreis Euskirchen wurden fünf beschädigt – zwei davon so schwer, dass die Gebäude wohl abgerissen werden müssen.
Übergangslösungen
Die Kommune als Immobilienbesitzer, verschiedene Experten und der DRK-Kreisverband Euskirchen als Träger beraten gerade, ob das Gebäude abgerissen werden muss, wonach es derzeit aussieht. Die Frage ist dann, ob der Kindergarten am selben Standort neu errichtet wird oder wegen des Hochwasserschutzes woanders aufgebaut wird.
Auf jeden Fall wird es dauern, denn die Materialien sind knapp und die Handwerksbetriebe können die unzähligen Aufträge gar nicht alle zeitnah erfüllen. Das Ausmaß der Zerstörung ist schlichtweg zu groß.
Daher werden die 40 Mädchen und Jungen der „Kita Gemünd II“ noch lange mit ihrem Provisorium leben müssen – ebenso wie viele andere Kitas. Doch die Bürger und Entscheidungsträger haben bewiesen, dass Deutschland zusammenhält und durchaus unbürokratisch agieren kann.
Pfarrhäuser und andere Gemeinderäume dienen beispielsweise für den Übergang als Kita, Container werden bald aufgestellt, andere Kindergärten nahmen Gruppen bei sich auf. Das Ziel war stets: Möglichst schnell den Familien ein Betreuungsangebot anbieten zu können – und den teils ebenfalls betroffenen Kindern wenigstens ein wenig Normalität bieten zu können.
Hoffnung trotz Krisenlage
Die Stimmung ist trotz der Katastrophe, trotz der Herausforderungen optimistisch und zuversichtlich, beschreibt Rolf Klöcker die Lage: „Der viel zitierte Satz ‚Wir schaffen das‘ trifft hier auf uns zu. Wir werden das gemeinsam schaffen.“

DRK selbst betroffen
Wie tatkräftig die Rotkreuzler sind, haben sie seit der Hochwasserkatastrophe gezeigt, obwohl sie selbst einige Schäden zu beklagen haben. Von den 32 DRK-Kitas sind fünf in Mitleidenschaft gezogen, zwei davon sind nicht mehr nutzbar. Fünf verschiedene Einsatzfahrzeuge wurden mit der Flut mitgerissen. Insgesamt auf mehr als 500.000 Euro belaufen sich die Schäden beim DRK-Kreisverband Euskirchen, der diese selbst tragen muss und nicht von Versicherungen gedeckt sind.

Der Tatkraft und dem Engagement tat das alles keinen Abbruch: Das DRK Euskirchen übernahm in den ersten Wochen die Verpflegung der Bürger und Helfer. „Wir haben 4.000 Essen täglich ausgegeben, Bürgerstützpunkte und unter anderem eine Bürgerhotline eingerichtet“, so der Kreisgeschäftsführer.
Nach der Überflutung war das eine Mammutaufgabe, denn eine Woche lang funktionierte kein Telefon und somit das Internet ebenfalls nicht. Stattdessen kam der Digitalfunk zum Einsatz.

„Wir konnten uns anfangs gar kein umfassendes Gesamtbild machen, wo was passiert oder zerstört war. Das war schon dramatisch!“,
erinnert sich Rolf Klöcker.
Dankbar für Spenden
Beeindruckend war wiederum die Hilfsbereitschaft: „Die vielen Helfer aus der gesamten Bundesrepublik, die unzähligen Spontanhelfer und die unterschiedlichen Hilfsorganisationen, die zu uns kamen und uns unterstützten, das war eine große Nummer.“
Herausforderung der Sachspenden
Dabei hat der Rotkreuzler allerdings eine Bitte: Sachspenden sind zwar gut gemeint, aber nur schwer zu verteilen. „Die Spenden durchzusehen, zu sortieren und zu verteilen, bündelt unglaublich viel Manpower, die woanders fehlt und dringend benötigt wird“, erklärt der Rotkreuzler.
Leider seien nicht alle Spenden noch brauchbar und so müsse jedes einzelne Kleidungsstück, jedes einzelne Spielzeug und jedes einzelne Möbelstück begutachtet werden. Obendrein ist es sehr aufwendig zu ermitteln, wer was konkret benötige. Die Logistik ist kaum realisierbar in einem Gebiet, in dem die Infrastruktur noch längst nicht wieder komplett intakt ist. Die Lagerung ist ebenso eine Herausforderung, schließlich sind viele Hallen zerstört oder werden anderweitig benutzt.
Daher lautet die Bitte, die keineswegs undankbar gemeint ist oder habsüchtig erscheinen soll:
„Geldspenden helfen uns am meisten“,
sagt Rolf Klöcker: „Für jede Spende bin ich Ihnen im Namen der Kinder sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unendlich dankbar! Mit ihrer Unterstützung schaffen wir das!“