Blüten statt Juwelen: Der Flunkkranz ist eines der Markenzeichen der Altländer Blütenkönigin. Marina Tajger setzt die Haube bereits in ihrem dritten Amtsjahr auf. Damit geht ein Traum in Erfüllung: Schon als junges Mädchen wollte sie Blütenkönigin werden. © Foto Imke Lohmann
Traditionen und Moderne schließen sich keineswegs aus. Das zeigt Marina
Tajger deutlich. Mal zieht die Jorkerin ihre Tracht an, um als Blütenkönigin das Alte Land zu repräsentieren, mal schlüpft sie in ihre Lederkluft, um auf ihr Motorrad zu steigen.
Während in den vergangenen Jahren vor allem sehr junge Frauen zur Blütenkönigin gekrönt wurden, ist sie mit 32 Jahren die älteste Regentin. Und obwohl die Coronapandemie für das Ehrenamt eine Herausforderung ist, gehört Marina Tajger zu den fleißigsten Regentinnen – und zu den mit Abstand langjährigsten.
Regentschaft verlängert
Denn eigentlich dauert eine Amtszeit nur ein Jahr. Doch weil das Blütenfest in diesem Frühjahr – wie schon 2020 – ausfallen musste, dankte Marina Tajger nicht ab:
„Für mich war es selbstverständlich, weiterzumachen.“
Sie ist eben eine sehr pflichtbewusste Frau.
Immer unterwegs
Das spiegeln die absolvierten Termine wider: Von Mai bis Ende 2019 schlüpfte sie 43 Mal in ihre rund zwölf Kilogramm schwere Tracht, legte die fünfreihige Filigrankette an und setzte ihre Haube aus unzähligen Blüten auf, aus der zwei sogenannte Flunken ragen, die für die Flügel von Windmühlen stehen. Bis zum ersten Lockdown im März 2020 war sie 15 Mal im ehrenamtlichen Dienst unterwegs. „Wenn ich etwas mache, dann richtig“, sagt die 32-Jährige überzeugt, die in Buxtehude als Finanzbuchhalterin arbeitet.
Unterstützung von Mama
Ihre Mutter Valentina war bei den königlichen Auftritten stets dabei: „Sie hilft mir beim Anziehen, richtet zwischendurch mal die Tracht, wenn etwas nicht mehr perfekt sitzt, oder begleitet mich zur Toilette.“ Bräute kennen manche dieser Herausforderungen.
Eigentlich haben sich damit zwei Frauen dem Ehrenamt verschrieben. Denn bei den mehrtägigen Fahrten, etwa beim „Bürgerfest“ in Kiel oder bei der „Grünen Woche“ in Berlin, war das Duo ebenfalls zusammen im Dienst. Freunde und andere Familienmitglieder mussten hingegen auf gemeinsame Zeit verzichten.
Immer im Dienst
Obwohl Marina Tajger stets eingeladen wurde, fühlte sie sich vor Ort keineswegs als Gast: „Ich war immer auch die Gastgeberin. Ich habe mich mit den Menschen unterhalten, Fragen beantwortet und das Alte Land beworben. Mein Ziel war und ist es, die Region voranzubringen.“
Oftmals verließ sie mit als letztes die Veranstaltung, die sie mit Bedacht auswählte: „Ich habe bei Terminüberschneidungen geschaut, wo erreiche ich mehr. Ich war zum Beispiel lieber beim Tag der Niedersachsen als bei einer Messe in Baden-Württemberg.“
Ihr Alter sieht Marina Tajger dabei als Vorteil: „Ich habe eine gewisse Erfahrung und damit das Selbstbewusstsein, auf Menschen zuzugehen.“ Denn Offenheit und Kommunikationsfähigkeit seien enorm wichtig. Und natürlich Fachwissen: „Man muss einiges über das Alte Land, den Obstbau und auch die Tracht wissen, um die vielen Fragen beantworten zu können.“
Tätigkeiten im Lockdown
Dass aufgrund der Pandemie vieles abgesagt werden musste, ist zwar schade, doch Marina Tajger nutzt diese Flaute mit Professionalität und wirkte zum Beispiel bei einem Videodreh über das Alte Land mit.
Ausblick
Die Jorkerin ist überzeugt, das Amt prägen zu können. Daher wünscht sie sich als Nachfolgerin eine ebenso engagierte Blütenkönigin, die voraussichtlich bei einem großen Fest im Herbst gekrönt wird – wenn es die Coronapandemie zulässt. Und wenn das nicht klappt, hängt Marina Tajger eben noch ein paar Monate Regentschaft hinten dran.
Trachten wird die 32-Jährige allemal weiterhin tragen, schließlich ist sie langjähriges Mitglied der Altländertrachtengruppe, in der sie sich auch im Vorstand engagiert. Neue Projekte hat sie ebenfalls im Kopf. Langweilig wird es dieser selbstbewussten, modernen und zugleich traditionspflegenden Frau ganz bestimmt nicht. (nd)