Schluss ist nur im Rathaus

Mit dem Ruhestand geht es ihm sehr gut, sagt der ehemalige Samtgemeindebürgermeister von Nordkehdingen, Edgar Goedecke: „Die Verantwortung nicht mehr zu tragen und vieles erklären zu müssen, ist eine große Erleichterung.“ Foto Dede

„Wenn Schluss ist, ist Schluss“, 

das hatte Edgar Goedecke vor einem Jahr gesagt. Und daran hat sich der einstige Samtgemeindebürgermeister von Nordkehdingen auch gehalten. Nach fast 49 Jahren in der Verwaltung verabschiedete sich der Wischhafener Ende April 2020 in den Ruhestand. Seitdem genießt er die hinzugewonnene Freizeit – politische Ämter hat er nicht mehr inne.

Neue Freiheit entdeckt

Neues hat Edgar Goedecke für sich entdeckt, wie die Mittagsstunde, Gewohntes behält er bei: Noch immer steht der 65-Jährige spätestens um 5.30 Uhr auf, um Brötchen für seine Frau und die beiden Kinder im Alter von 26 und 23 Jahren zu holen. „Im Ruhestand kann ich aber die Zeitung intensiver lesen und mir beim Frühstück mehr Zeit lassen.“

Außerdem ist nun Zeit für ein wiedergefundenes Hobby. Gleich nach dem Abschied im Rathaus entdeckte Edgar Goedecke Tischtennis wieder für sich. Einst griff er als Jugendlicher zum Schläger, gab das Spielen aber 1990 auf. „Im Sommer sagte ein Bekannter und zugleich Tischtennistrainer beim TV Wischhafen, ich solle zum Training kommen.“ Der Neurentner folgte der Aufforderung und war begeistert: „Die ersten Spiele waren grottenschlecht, aber inzwischen bin ich wieder recht gut.“ 

Der Möglichmacher

Ausgesprochen gut war Edgar Goedecke stets in der Gewinnung von Fördergeldern für Nordkehdingen. Daher möchte er im Rückblick auf seine Amtszeit auch kein einzelnes Projekt hervorheben: „Ich wusste, wo ich etwas beantragen konnte. Und durch die Förderungen konnten wir viel realisieren.“

Dabei halfen dem Wischhafener enorm seine langjährigen Erfahrungen, die 1971 mit der Ausbildung in der Verwaltung begannen. Innerhalb von 18 Jahren stieg er zum Verwaltungschef auf. Nach der Lehre und Bundeswehr folgten die gehobene Verwaltungslaufbahn und ein nebenberufliches Studium, das er 1983 mit einem Kommunal-Diplom abschloss. Von 1989 bis 2001 war er Samtgemeindedirektor, 2001 wurde er zum Samtgemeindebürgermeister gewählt.

Erfahrung weitergeben

Von diesem Wissen profitiert das Rathaus trotz seines Abschieds weiterhin. Edgar Goedecke begleitet zwei Leaderprojekte und ein Leitprojekt der Metropolregion, die er initiiert hat. Ab und zu gibt er vereinzelt noch Stellungnahmen zu Regionalentwicklungen. „Das ist aber alles zeitlich begrenzt.“ 

Einige Aktivitäten bleiben

Begrenzt ist auch seine aktive Zeit bei der Freiwilligen Feuerwehr Wischhafen, in der er sich seit seinem 16. Lebensjahr engagiert. Edgar Goedecke hat aber vorgesorgt. Mit anderen Kameraden gründete er vor knapp drei Jahren die Altersabteilung, in die er bald wechselt. 2017 entstand außerdem der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr, dem er vorsitzt. Darin wird er sich weiter einbringen und zum Beispiel das historische Löschfahrzeug pflegen und bei Veranstaltungen präsentieren. 

Noch fallen diese Aktionen coronabedingt aus – ebenso wie die Dienste im Kehdinger Schifffahrtsmuseum, die Treffen für die Diecks-Dieckhof-Stiftung sowie die Abende mit dem langjährigen Kegelclub. Immerhin haben sich die Kegler schon mal per Videokonferenz gesehen: „Aber das ersetzt keine persönlichen Treffen.“ 

Freut sich aufs Gärtnern und Schrauben

Also hat Edgar Goedecke im Moment noch mehr Zeit für seinen ein Hektar großen, eher naturbelassenen Garten, für den alten, 35-PS-starken Ferguson-Trecker und seine Werkstatt – etwas zu basteln und zu reparieren gibt es immer.

Gedanken über aktuelle Projekte

Größere Maschinen kommen derzeit auf der Baustelle am Ahornweg in Wischhafen zum Einsatz. Dort entsteht bis zum Herbst dieses Jahres das Projekt „Wohnen am Bürgerpark“, das das Bauunternehmen Bernhardt gemeinsam mit dem DRK-Kreisverband Stade realisiert. In der Wohnanlage entstehen barrierefreie Wohnungen, eine Wohngemeinschaft für Senioren und Kurzzeitpflegeplätze. 

„Das ist ein großer Gewinn für Wischhafen“,

 findet Edgar Goedecke. Angetan ist er zugleich vom Sozio-Med-Mobil des DRK, das kostenlose Fahrten von Kehdingen aus nach Stade und Hemmoor anbietet.

Das reiht sich in die langjährige Verlässlichkeit und den Schwerpunkt des Roten Kreuzes in Nordkehdingen ein: „Die Ortsvereine übernehmen neben der Kirche die Seniorenarbeit in den Gemeinden.“ Das DRK ist für die Gemeinschaft da – ebenso wie Edgar Goedecke es beruflich Jahrzehnte war und ehrenamtlich noch immer ist. Mit dem Engagement ist also noch lange nicht Schluss. (nd)