Weil Thilo wegen der Coronapandemie nur alle zwei Wochen Unterricht in der Förderschule hat, unterstützt die Schulassistentin Martha Holowiecki den Zehnjährige Zuhause beim Homeschooling. Foto Dede
Piktogramme liegen auf Thilos Schreibtisch. Die drei Karten erleichtern dem Zehnjährigen das Homeschooling – sie geben klare Regeln vor. Mit im Kinderzimmer sitzt Martha Holowiecki. Die Schulassistentin des DRK-Kreisverbandes Stade unterstützt Thilo bei seinen Hausaufgaben.
Schule Zuhause mit Assistenz
Eigentlich empfängt die Heilerziehungspflegerin mit zahlreichen Zusatzqualifikationen den Jungen vor der Förderschule in Stade-Ottenbeck, wo er mit einem Taxi ankommt. Montags bis freitags ist sie den gesamten Schultag an seiner Seite, unterstützt ihn im Unterricht und in den Pausen.
Doch wegen der Coronapandemie hat Thilo nur alle zwei Wochen Präsenzunterricht. Daher bot das DRK an, das Homeschooling zu begleiten. Ein Segen für die Familie, so Thilos Mutter: „Mit mir würde das nicht funktionieren.“
Unterstützung unerlässlich
Das Konflikt- und Aggressionspotential ist bei dem Zehnjährigen größer als bei Gleichaltrigen. Thilo hat eine Chromosomenanomalie, deshalb hat er Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und Dinge zu merken. „Frau Holowiecki ist ausschließlich für ihn da, fängt ihn emotional auf, bestärkt und motiviert ihn. Das ist ein sehr beruhigendes Gefühl“, sagt seine Mutter.
Das Ziel im Blick
Die Schulassistentin ist ein Bindeglied zwischen allen beteiligten Akteuren. Ziel ist es, die Selbstständigkeit des Kindes oder des Jugendlichen zu fördern.
„Ich biete Hilfe zur Selbsthilfe“,
Martha Holowiecki.

Ihre Empathie gekoppelt mit der Erfahrung zeigt erste Erfolge: Thilo erledigt im Homeschooling eigenständig seine ersten Hausaufgaben, noch bevor seine Schulbegleiterin kommt.
Es klingt paradox, aber Martha Holowiecki arbeitet daran, sich selbst überflüssig zu machen. Wenn es die Fortschritte zulassen, zieht sie sich nach und nach zurück.
„Die Schulassistenz ist für die Kinder mit Unterstützungsbedarf und auch für ihre Eltern ein Gewinn. Das ist keine Rückstufung! Stattdessen steigern sie ihre Leistungen“, so die Fachfrau. Dem pflichtet Thilos Mutter bei: „Die Kinder werden durch diese Eins-zu-Eins-Betreuung keineswegs unselbstständiger – ganz im Gegenteil.“
Unterstützung anfordern
Die Schulassistenz ist für Kinder und Jugendliche mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung und/oder seelisch / sozial-emotionalen Behinderung vorgesehen. Voraussetzungen sind eine Empfehlung der Kita oder Schule sowie eine therapeutische Diagnostik.
Der Weg bis zum ersten Treffen mit einem Schulassistenten kann manchmal schwer sein, weiß Thilos Mutter, aber es lohnt sich, um jegliche Therapien und Möglichkeiten zu kämpfen: „Ich möchte einfach nur das Beste für mein Kind.“ Zu Recht! (nd)