Bügeln, Beraten und Polieren in der „macherei“

Fotos: Nina Dede

Wäschewerk

Es ist heiß im „wäschewerk“ der Schwinge Werkstätten in Stade: Hier dampft es, da brodelt es, weiter hinten schleudert es. Temperaturen jenseits der 35 Grad Celsius sind keine Seltenheit, wenn alle Maschinen laufen. 

Benjamin Arnold lässt sich das nicht anmerken. Konzentriert spannt er ein Hemd auf den Sakko-Finisher, während Anleiterin Petra Burfeindt vorsichtig und gekonnt zugleich auch die letzte Falte bei einem bunten Abendkleid mit Pailletten und Schmucksteinchen glatt bügelt.

Kompetentes Team

Die beiden gehören zum „wäschewerk“-Team, in dem Menschen mit und ohne Handicap gemeinsam für saubere Kleidung sorgen. Von der Bluse über Tischwäsche bis hin zu Daunendecken reinigen die Beschäftigten und Mitarbeiter mit professionellen Maschinen sämtliche Textilien.

Und auch in sämtlichen Größen: Weil das Oberhemd mit 4-XL nicht auf den Hemdenfinisher passt, zieht Benjamin Arnold das weiße Hemd kurzerhand auf den Sakko-Finisher: „So wird es faltenfrei.“ 

Große Kapazitäten

Die Schwinge Werkstätten des DRK-Kreisverbandes Stade haben mächtig in das „wäschewerk“ investiert. Neben mehreren Waschmaschinen, die teils über ein Fassungsvolumen von 23 Kilogramm verfügen, stehen unter anderem eine Heißmangel, Bügeltische sowie eine Kragen- und Manschetten-Presse bereit. 

Petra Burfeindt faltet inzwischen Oberhemden auf dem Legetisch. „Die Kunden können ihre Hemden und Blusen nicht nur auf Bügeln schrankfertig bestellen, sondern auch gelegt“, erklärt die Fachfrau, während die Türglocke den nächsten Kunden ankündigt. 

Begeisterte Kunden

Dirk von Borstel steht mit einem Mund-Nasenschutz hinter einer Plexiglasscheibe bereit – die Corona-Schutzmaßnahmen werden selbstverständlich eingehalten. Volker Kreft bringt erstmals eine ganze Wanne mit Oberhemden zum „wäschewerk“: „Ich wohne in Stade-Hahle und freue mich, dass ich nun einen kurzen Weg zur Reinigung habe.“ Die Parkplätze direkt vor der Haustür findet er besonders praktisch. „Außerdem sind die Preise günstig“, fügt Volker Kreft hinzu. 

Top Preise

Recht hat er – die Preisliste ist moderat kalkuliert: Das Oberhemd wird für 2 Euro gewaschen und gebügelt, die Sakko- und Blazerreinigung kostet 7,50 Euro, Tischdecken werden schon ab 1,50 Euro schrankfertig gemacht – je nach Größe. 

Allerhand aus zweiter Hand

Erste Wahl: Second Hand

Moderate Preise zahlen auch die Kunden bei „allerhand – aus zweiter Hand“ nur eine Tür weiter. In dem Second-Hand-Laden können sich Erwachsene und Kinder für wenig Geld komplett neu einkleiden, erklärt Ute Mahler, während sie einen Ständer neu dekoriert: „Wir haben sogar neue Kleidung, an der noch das Etikett dran ist.“ 

Gemütlich einkaufen

Der Fachbereichsleiterin ist das Ambiente besonders wichtig. Schmuckstücke und andere Accessoires sind auf einer Etagere platziert, große Bilder in schwarz-weiß mit Retromotiven verschönern die Türen, die Lampen sorgen für eine schöne Ausleuchtung. Auch wegen der beiden großen Umkleidekabinen wirkt „allerhand“ wie eine Boutique, findet Ute Mahler, die gerade von einer Kundin um Hilfe gebeten wird.

Anders als „normale“ Geschäfte

Die Dame hält eine Bluse hinter dem Vorhang der Umkleidekabine heraus und fragt: „Könnten Sie mir die in einer Nummer kleiner bringen?“ Leider kann das Ute Mahler nicht, denn die Kleidungsstücke sind Einzelteile, die gespendet wurden. Dennoch spiegelt diese Frage wider: „allerhand“ ist deutlich mehr als eine Kleiderkammer. 

Mitarbeiter spielen eine entscheidende Rolle

Auf ehrenamtliche Hilfe kann „allerhand“ dennoch nicht verzichten. Neben Beschäftigen mit Handicap sortieren ehrenamtliche Helferinnen die Spenden, beraten die Kunden und stehen an der Kasse. Ein Oberhemd kostet nur zwei Euro, ein Mütze für Kinder lediglich 50 Cent. Für zehn Euro kann man sich also komplett neu einkleiden. 

Second Hand hat Zukunft

Das tun nicht nur Menschen, die mit wenig Geld auskommen müssen, sondern auch immer mehr Kunden, die Kleidung eine zweite Chance geben. Ein nachhaltiger Trend, schließlich werden Ressourcen gespart und gleichzeitig wird die Umwelt geschont – ebenso wie das Portmonee, wenn günstig eingekauft wird. 

Radspeicher

Während Ute Mahler bereits weitere Pullover und T-Shirts in die Regale einsortiert, steht auch Stefan Teuchert vor einem ganz anderen Regal auf der anderen Seite der „macherei“. Gekonnt bedient der Kfz-Meister den Gabelstapler, um den richtigen Satz Reifen zu holen. Mehr als 1.000 Reifen finden in dem sieben Meter hohen Hochlager Platz – weitere Reserven stehen bereit. 

Die ersten Kunden haben ihre Fahrzeuge bereits für den Reifenwechsel angemeldet – die Winterreifen sollen rauf, so Stefan Teuchert: „Wir bieten aber nicht nur den klassischen Wechselservice für Saisonräder im Frühling und Herbst an, sondern ziehen auch gerne komplett neue Räder auf.“ Sämtliche Marken für Fahrzeuge von PKW bis zu Transportern und Kleinbussen können geliefert und aufgezogen werden. 

Derweil steht Jessica Walter an der Montiermaschine. Gekonnt drückt sie die Knöpfe und der Reifen löst sich drehend von der Felge. Professionelle Maschinen erleichtern den Beschäftigten die Arbeit enorm. 

Fahrzeugreinigung

Besonders viel Handarbeit ist wiederum gleich nebenan gefragt. In der professionellen Fahrzeugreinigung bereiten Mitarbeiter und Beschäftigte mit Hingabe die Autos von innen und außen auf. David Langer poliert mit Geduld den Lack, bis er wieder auf Hochglanz ist. Helle Strahler leuchten jeden Wasserfleck oder Kratzer unbarmherzig aus und zeigen an: Hier muss die Poliermaschine nochmal drüber fahren. 

Gleichzeitig bearbeitet Andreas Krause im Innenraum die Polster. Bonbons, Schokolade oder Kaugummis kleben immer wieder an den Sitzen und Fußmatten. „Einige Autos sind leider ziemlich verdreckt,“ weißt der Fachbereichsleiter. Doch auch solche Fahrzeuge bringt das Team auf dem Waschplatz draußen und in der Halle mit den professionellen Maschinen wieder auf Vordermann. Sauberkeit ist dort ebenso wie in der Textilreinigung das tägliche Geschäft.  (nd)

info

Weitere Informationen

Die „macherei“ in Stade (Haddorfer Grenzweg 15) hat montags bis donnerstags von 8 bis 16.20 Uhr sowie freitags von 8 bis 14.20 Uhr geöffnet. Mit dem Bus ist die „macherei“ mit der Linie 2027 (Haltestelle „Haddorfer Grenzweg“) erreichbar. Autos für die Fahrzeugreinigung und den Reifenwechsel können unter 04141/8033-0 angemeldet werden. www.macherei-stade.de