Das Infektionsgeschehen in der Region beobachten, Vorgaben umsetzen sowie Bürger und Verwaltungen beraten: Die Leiterin des Kreisgesundheitsamtes, Dr. Ilka Hedicke, hat derzeit viel zu tun – und viel Verantwortung. Foto Dede
Während zahlreiche Bürger inzwischen von der Coronapandemie genervt sind, immer wieder falsche Informationen durch die Sozialen Medien geistern und viele den gewohnten Alltag zurückhaben wollen, muss Dr. Ilka Hedicke den Überblick behalten.
Als Leiterin des Gesundheitsamtes des Landkreises Stade muss sie das Infektionsgeschehen beobachten, Bürger und Verwaltungen beraten sowie entscheiden, wie bei Verdachtsfällen oder bestätigten Coronafällen gehandelt werden muss. Eine große Verantwortung lastet auf den Schultern der Medizinerin.
Bleibt optimistisch
Ihre positive Einstellung verliert Dr. Ilka Hedicke dennoch nicht: Handeln statt Reden ist ihre Devise: „Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren und genau definieren, was im Einzelfall unternommen werden muss.“ Dabei berät sie sich mit ihrem Team sowie weiteren Experten.
Kritik daran nimmt sie gelassen:
„Ich weiß, dass es teils deutliche Kritik gibt, muss und kann diese aber gut aushalten.“
Ein steiler Start
Das Kreisgesundheitsamt mit seinen 53 Mitarbeitern leitet Dr. Ilka Hedicke erst seit rund einem Jahr: Am 1. April 2019 übernahm sie die Leitung. Ein Jahr später hatte die Coronapandemie ihren bisherigen Höhepunkt in der Region.
Extrem veränderte Arbeit
Das Coronavirus hat die Arbeit im Gesundheitsamt grundlegend verändert, alles muss sich dem Infektionsgeschehen unterordnen. „Da wir schon vor Corona ärztliche Stellen nicht besetzen konnten, ist dies durch die Pandemie noch verstärkt worden“, sagt die Fachärztin für Allgemeinmedizin und Fachärztin für öffentliches Gesundheitswesen, die ihre angehäuften Überstunden lieber nicht nennen will. Viele werden es sein. Darüber klagen? Das ist nicht ihre Sache – auch wenn sie einräumt: „Die Arbeitsbelastung ist derzeit zu groß. Daher geht ein großer Dank an meine Mitarbeiter!“
Noch Freude am Job?
Doch trotzdem mache der Job Spaß, betont die gebürtige Staderin: „Jeder Tag ist anders. Die Arbeit als Amtsärztin ist unglaublich vielfältig.“ Zu den beamtenrechtlichen Aufgaben gehören etwa Einstellungsuntersuchungen und Überprüfungen von Dienstfähigkeiten, Gutachten und Stellungnahmen für andere Behörden sowie die Leitung der Gesundheitsaufsicht und die Aufgaben der Trinkwasserüberwachung. Die Ermittlung meldepflichtiger Erkrankungen und Hygienebegehungen zählen ebenso wie die Bearbeitung von baurechtlichen Anfragen dazu. Außerdem leitet Dr. Ilka Hedicke derzeit den Sozialpsychiatrischen Dienst.
Corona nimmt viel Platz ein
Vieles muss allerdings zurückstehen, was auch noch länger so bleiben wird. Neue Coronainfektionen wird es künftig weiter geben. Auch wenn der Landkreis Stade mit etwas mehr als 200 Infektionen seit Beginn der Pandemie vergleichsweis glimpflich dasteht: Nur etwa 0,1 Prozent der Bürger im Landkreis waren seit März infiziert.
Mehr kühle Köpfe würden viel verändern
Insgesamt wünscht sich die Medizinerin mehr Objektivität und Ruhe – auch seitens der Landespolitik, die immer wieder neue Entscheidungen trifft und Regeln aufstellt: „Die Debatte und Entscheidungen sind leider nicht immer von Fachlichkeit geprägt.“
Und vielleicht wünscht sich die passionierte Reiterin auch wieder mehr Zeit für ihre beiden Pferde. An einen Ritt über die Alpen, wie vor zwei Jahren, ist derzeit nicht zu denken – unabhängig davon, ob die Grenzen wieder geöffnet sind oder nicht. (nd)