Doppelter Abi-Jahrgang: Viele Freiwillige fehlen

(Foto: DRK Kreisverband Stade)

Der Konkurrenzdruck ist enorm: Wegen der Rückkehr zum sogenannten G9 an den allgemeinbildenden Gymnasien in Niedersachsen fällt in diesem Jahr der Abiturjahrgang deutlich kleiner aus.

Laut Schätzungen werden nur halb so viele Gymnasiasten die Schule beenden. Nicht nur für Ausbildungsbetriebe bedeutet das einen gewaltigen Engpass, vermutlich können im Sommer auch weniger Stellen im Freiwilligendienst besetzt werden.

Anteil von Abiturienten beim DRK

Rund ein Drittel der Teilnehmer, die vom DRK-Kreisverband Stade im Bundesfreiwilligendienst (BFD) oder im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) eingesetzt werden, sind Abiturienten. Häufig nutzen diese Jugendlichen ihre Zeit im Freiwilligendienst als sinnvolle Überbrückung zwischen Schulabschluss und Studium.

Umfassender Verantwortungsbereich

So wird die Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren zu einer Herausforderung, sagt Inge Kramer, die das Referat Nachwuchsförderung bei DRK-Kreisverband Stade leitet: „Wir vermitteln und betreuen nicht nur Freiwillige in unseren Rot-Kreuz-Einrichtungen, sondern zum Beispiel auch in den Elbe Kliniken, den Kitas der Hansestadt Stade und verschiedenen Samtgemeinden des Landkreises.“ Derzeit betreut das Referat rund 130 Teilnehmer.

Derzeit betreut das Referat für Nachwuchsförderung beim DRK-Kreisverband rund 130 Freiwillige, etwa 100 davon arbeiten in Rot-Kreuz-Einrichtungen. Damit die Zahlen trotz doppeltem Abi-Jahrgang nicht einbrechen, werben Mitarbeiter auf verschiedenen Messen, wie hier an der Stader IGS, für das FSJ und den BFD sowie für die verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten. (Foto: DRK Kreisverband Stade)

Die Unterstützung durch Freiwillige ist wichtig

FSJler und BFDler unterstützen in den unterschiedlichen Einrichtungen die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ermöglichen dadurch zusätzliche Angebote und umfassendere Betreuung. Die ohnehin stark geforderten Kollegen in den sozialen Einrichtungen können durch den zu erwartenden Engpass gegebenenfalls nicht mehr wie gewohnt entlastet werden.

Intensive Werbung um Freiwillige

Um die Zahl der freien Einsatzstellen möglichst gering zu halten, wirbt der DRK-Kreisverband Stade in diesem Jahr noch intensiver um Freiwillige, sagt Inge Kramer: „Wir sind in den Sozialen Medien sehr aktiv, schalten Anzeigen und werben auf verschiedenen Ausbildungsmessen im gesamten Landkreis Stade für die Freiwilligendienste.“ Denn auch langfristig sind FSJ und BFD wichtig, betont die Expertin: „Ein Drittel, in manchen Jahrgängen sogar zwei Drittel, unserer Auszubildenden haben zuvor einen Freiwilligendienst bei uns gemacht. Dadurch haben sie unsere Ausbildungsberufe kennen und schätzen gelernt und sich im Anschluss beworben.“

Prioritätenverschiebung bringt Optimismus

„Ein wenig Hoffnung macht ein neuer Trend.“

Inge Kramer

„Durch die ‚Fridays for Future‘-Bewegung hat sich das Umweltbewusstsein und der Blick der Jugendlichen auf die Gesellschaft gewandelt.“ Um ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, sind sie weniger bereit, per Flugzeug zu ‚Work and Travel‘-Touren ins Ausland zu reisen. Stattdessen wächst der Wunsch, sich lokal sozial zu engagieren und etwas für die Allgemeinheit zu tun. „Dieser Wertewandel kommt uns zugute.“

Der Ausblick ins nächste Jahr stimmt ebenfalls optimistisch: Dann beenden besonders viele Schüler das Gymnasium – der doppelte Abi-Jahrgang steht an. Das kann den Konkurrenzkampf um junge Arbeitskräfte verringern.