Blutspenden schon für die Kleinsten überlebenswichtig

Fotos: Dede

Der Start ins Leben hätte kaum schwieriger sein können: Am 5. März 2019 kommt Pauline Langner mit nur 630 Gramm im Altonaer Krankenhaus in Hamburg zur Welt. Mehr als zwölf Wochen zu früh muss das winzige Mädchen per Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden, da sie im Mutterleib unterversorgt ist. Wochen voller Hoffen und Bangen folgen. Doch Pauline kämpft und überlebt – auch dank zweier Bluttransfusionen. 

Viele sogenannte Extremfrühchen sind auf eine Blutspende angewiesen. Sie leiden an Anämie, einem Mangel an roten Blutkörperchen. Denn diese kann das unreife Knochenmark noch nicht ausreichend selbst produzieren. 

Drei Tage nach Paulines Geburt hat sie ihre erste Bluttransfusion bekommen, berichtet ihr Vater Björn Langner: „Wir konnten selbst beobachten, wie sie immer blasser und blasser wurde – sie war kreidebleich. Die Transfusion war für sie überlebensnotwendig, daher war das für uns alternativlos.“ Mit knapp drei Wochen folgte die zweite Bluttransfusion – wieder von demselben Spender. 

Stolze und auch erleichterte Großeltern: Das erste Enkelkind von Birgitt und Claus-Dieter Langner kam am 5. März 2019 mehr als zwölf Wochen zu früh auf die Welt. Pauline war nur 630 Gramm schwer und 32 Zentimeter lang.

Nicht nur das klassische Unfallopfer ist auf Bluttransfusionen angewiesen, sondern eine Vielzahl von kleinen und großen Patienten. Der gestiegene Bedarf ist dem medizinischen Fortschritt geschuldet. Krebserkrankungen sind mit 19 Prozent das größte Einsatzgebiet. Jeweils 16 Prozent der Empfänger haben Herzerkrankungen oder Magen- und Darmerkrankungen. Erst dann folgen mit zwölf Prozent Verletzungen durch Unfälle im Straßenverkehr, Sport, Beruf oder Haushalt. 

Wer sein aufbereitetes Blut bekommt und warum, weiß Claus-Dieter Langner nicht. Wie wichtig seine Spenden allerdings sind, weiß Paulines Großvater hingegen jetzt noch mehr. Seit knapp 43 Jahren geht er regelmäßig zum Aderlass – inzwischen schon 64 Mal, so der Stader: „Meine Eltern waren schon Blutspender. Gleich nach meinem 18. Geburtstag bin ich los.“ Seine Frau Birgitt und seinen Sohn sowie später seine Schwiegertochter konnte er ebenfalls schnell überzeugen, mitzukommen.

2007 benötigte Claus-Dieter Langner nach einer schweren Operation selbst eine Bluttransfusion. Wie viele andere auch: Mehr als 70 Prozent der Menschen sind mindestens ein Mal in ihrem Leben auf ein Blutpräparat angewiesen. 

Da wäre es naheliegend, dass eine Vielzahl selbst Blutspenden würde. Doch weit gefehlt: Etwa ein Drittel der Menschen in Deutschland könnte zum Aderlass gehen, aber nur drei Prozent von ihnen tun das auch. Erschreckend wenig!

Geld für eine Blutspende will das Rote Kreuz dennoch nicht zahlen, zumal finanzielle Anreize gesetzlich untersagt sind, um Missbräuche zu verhindern. Denn ein finanzieller Nutzen darf kein Beweggrund sein. Die Blutspende soll eine Hilfe auf Gegenseitigkeit bleiben. Außerdem sind die DRK-Blutspendedienste gemeinnützige GmbHs mit sozialem Anspruch, die ausschließlich kostendeckend arbeiten. 

Warum so wenige Menschen Blutspender sind, kann Claus-Dieter Langner verständlicherweise nicht nachvollziehen: „Die Nadel piekst natürlich ein wenig, aber das war es auch schon.“ Ausreichend Möglichkeiten, zum Aderlass zu gehen, gebe es obendrein. Allein der DRK-Kreisverband mit seinen 31 Ortsvereinen bietet im Jahr dutzende Termine an – der Ortsverein Stade zum Beispiel jeden letzten Freitag des Monats. 

Dank dieser vielen ehrenamtlichen Helfer kann das Rote Kreuz knapp 70 Prozent der Blutversorgung in Deutschland abdecken. Täglich werden rund 15.000 Blutspenden benötigt – auch weil die Haltbarkeit der Konserven auf nur 42 Tagen begrenzt ist und es keine künstliche Alternative gibt. Gerade in der Urlaubssaison im Sommer kam es deswegen schon mehrfach zu Engpässen. Doch Patienten machen keinen Urlaub und können nicht auf Transfusionen warten, wie etwa die kleine Pauline.

Warum sie im Mutterleib unterversorgt war, wissen ihre Eltern nicht. Anfangs verlief die Schwangerschaft komplikationslos, bis die Hiobsbotschaft kam, dass das Baby viel zu klein sei. Das Mädchen machte ihrem Namen alle Ehre: Pauline bedeutet die Kleine. 

Doch inzwischen ist sie fast schon eine Große. Knapp fünf Kilogramm wiegt sie mit ihren neun Monaten, freut sich ihre Mutter Julia Langner: „Unsere Tochter macht sich großartig!“ Dank Krankengymnastik und Frühförderung entwickelt sich das Mädchen gut. Nach einem schwierigen Start zeigt Pauline, dass das Kleinste manchmal ganz groß sein kann. (nd)

info

Wer darf spenden?

Jeder gesunde Mensch ab 18 Jahren mit einem Mindest-gewicht von 50 Kilogramm darf Blut spenden. Die Altersgrenze liegt bei Mehrfachspender beim 69. Geburtstag, Erstspender sind bis zum 65. Geburtstag willkommen. Danach kann ein Arzt individuell entscheiden, ob eine Spende auch bis zum 73. Geburtstag möglich ist. Frauen dürfen maximal vier Mal und Männer maximal sechs Mal innerhalb von zwölf Monaten Blut spenden. Zwischen den einzelnen Terminen müssen mindestens acht Wochen liegen.