Exoten zu Gast im „Haus Kehdingen“

Tapfer: Anni Vorwerk hat eine Königspython als lebendigen Schal umgehängt. Foto und Text: Esther Graunke-Witt

Freiburg. Ganz schön mutig: Die 84-jährige Anni Vorwerk hat ihren Schal gegen eine Königspython getauscht, die sich sofort wohlig um ihren Hals schmiegt. „Fühlt sich eigentlich ganz gut an“, sagt die Dame tapfer. Und sie ist nicht die Einzige, die  an diesem Vormittag im Seniorenheim „Haus Kehdingen“ in Freiburg mit wilden Tieren auf Tuchfühlung geht.

Anne Weseloh von „Weselohs Tierleben“ aus Dornbusch ist zu Gast, hat einige Exoten mitgebracht und erklärt den interessierten Senioren, wie die Tiere in freier Wildbahn leben. „Königspythons sind recht kleine Würgeschlangen, erwachsene Exemplare werden nur 1,50 Meter lang“. „Aha“, so der trockene Kommentar von Anni Vorwerk.

Weißhaubenkakadu macht Stimmung

Heimleiter Axel Volkmer und seine Mitarbeiterin Chistine Engelhardt sind begeistert, trauen sich aber nicht, die Python selbst anzufassen. Sie wagen sich lieber an Sammy, einen Weißhaubenkakadu. „Der quasselt immer dazwischen und macht gerne Party“, sagt Anne Weseloh. Und wie aufs Stichwort plappert Sammy fröhlich vor sich hin, lässt sich gerne von den fremden Händen streicheln und verbreitet Heiterkeit. Der Vogel ist erst sechs Jahre alt, kann aber genauso alt werden wie die anwesenden Senioren.

Warum Männer Reptilien lieber mögen

Haus-Kehdingen-Bewohner Herbert Fleischer wiederum ist ganz angetan von Horst, einem Wüstenleguan (Bartagame). Fasziniert schaut er auf das exotische Steppentier und streichelt vorsichtig dessen stacheligen Rücken. „Ich mag alle Tiere“, sagt er mit Überzeugung. Während die meisten Damen eher kuschelige Exemplare bevorzugen, halten sich bei solchen Gelegenheiten die Männer oft an Reptilien. So die Erfahrung von Anne Weseloh. Der Grund: Im Krieg waren es die Männer, die den Kaninchen das Fell über die Ohren gezogen haben. Daran möchten viele nicht erinnert werden.

Erinnerungen geweckt

„Der Umgang mit den Tieren tut unseren Senioren sehr gut“,

berichtet Heimleiter Axel Volkmer. Gerade demente Bewohner würden im Kontakt mit den Tieren gerne von früher erzählen. Viele hatten selbst welche. Nur natürlich damals noch keine Schlangen oder Leguane. Deshalb hat Anne Weseloh aus ihrem breiten „Fundus“ von Weselohs Tierleben, der immerhin rund 65 Arten umfasst, auch noch in Meerschweinchen mitgebracht. Elfriede Heintze ist 96 Jahre alt, streichelt das weiche Fell, lächelt, und erinnert sich daran, dass ihre Familie früher einen Hund hatte. „So ein Tag ist aufregend für alle“, fasst Axel Volkmer zusammen.