Neue Helfer sind willkommen, Koordinatorin unterstützt die Aktiven
Fotos: Dede
Aufmerksam hört Bashar Ottour beim Dienstabend der Stader DRK-Bereitschaft zu. Erste Hilfe steht an diesem Dienstabend auf dem Programm, damit die Helfer im Notfall genau wissen, was zu tun ist. Der 34-Jährige ist einer von hunderten ehrenamtlichen Helfern im DRK-Kreisverband Stade. Sie alle sind eine wichtige Säule des Roten Kreuzes, sie alle leisten großartige Arbeit in den vielen verschiedenen Einrichtungen
und Vereinen für die Gesellschaft. Sie engagieren sich für Senioren und Kinder, für Menschen mit Handicap und Kranke – ohne sie ginge es in Deutschland nicht.
Bereitschaftsdienst
Bashar Ottour weiß selbst, wie wichtig Unterstützung ist. Im Oktober 2015 kam der Syrer nach einer Flucht mit dem Schlauchboot von der Türkei nach Griechenland. Zu Fuß, mit dem Zug und dem Bus ging es weiter über die sogenannte Balkanroute bis nach Österreich und schließlich nach Deutschland, wo er nach Stade gebracht wurde: „Ich war einer der ersten Flüchtlinge, die die Notunterkunft in der Stader BBS betreten hat.“
Das Engagement der Helfer dort beeindruckte ihn nachhaltig. Das DRK leitete die Notunterkunft, übernahm die Essenausgabe und richtete unter anderem eine Kinderbetreuung und Kleiderkammer ein.
„Ich habe in dieser Zeit so viel Hilfe bekommen. Das möchte ich zurückgegeben“,
sagt Bashar Ottour, der in Stade geblieben ist.
Seit Juli 2018 ist der Maschinenbauingenieur Mitglied in der Bereitschaft. Er ließ sich zum Sanitäter ausbilden: „Ich mag die Übungen und Einsätze zum Beispiel bei Veranstaltungen.“
Doch die Coronapandemie ist auch für die Bereitschaft eine Zäsur: Alles wurde heruntergefahren, vor allem Theorie steht immer noch auf dem Plan. „Theorie ist zwar wichtig. Es macht aber natürlich mehr Spaß, wenn man sein Wissen anwenden kann und unterwegs ist“, sagt der 34-Jährige, der dem mobilen Corona-Testteam angehörte. Im Auftrag des Landkreises Stades war er mit anderen Rotkreuzlern in der Region unterwegs und nahm Abstriche bei unzähligen Menschen.

In den Ortsvereinen
Eine ebenso wichtige Aufgabe übernehmen die Helfer bei den Blutspendeterminen. Rund 120 Mal im Jahr bitten die 31 Ortsvereine im gesamten Landkreis zum Aderlass, um Patienten und Unfallopfer mit den lebensnotwendigen Blutpräparaten zu versorgen.
Eine dieser Helferinnen ist Elisabeth Eckhoff. Seit 40 Jahren leitet sie die Blutspendetermine des Ortsvereins Grünendeich und ist zudem stellvertretende Vorsitzende. Ihre kalt-warmen Buffets sind weit über die Gemeinde hinaus bekannt. Die 82-Jährige hat schon hunderte Rouladen zubereitet oder auch mal Sauerbraten gekocht. „Mir macht es einfach Spaß“, sagt die Altländerin, die oftmals tagelang für die Vorbereitungen eingespannt ist.
Der Zeitgeist geht aber auch an Elisabeth Eckhoff nicht vorbei. Da immer mehr Menschen auf Fleisch verzichten, gehören vegetarische Gerichte ebenso zum Blutspendebuffet.
Ina Dunker ist ebenfalls ein Rotkreuz-Urgestein: Erst leitete sie 20 Jahre lang die Neuenkirchener Kita „Lüttje Racker“, dann übernahm sie den Vorsitz vom Ortsverein Grünendeich: „Ich hatte Angst, dass mir langweilig wird.“ Weil sie das DRK stets als verlässlichen Arbeitgeber erlebt hat, blieb sie der Organisation treu.
Bereut hat die 67-Jährige ihre Entscheidung nie: „Die Arbeit im Ortsverein ist vielschichtig. Man hat mit vielen verschiedenen Menschen zu tun.“ Und Organisieren und Planen kann sie dank der Kita-Leitung ausgesprochen gut.
Natürlich bekommt man als Vorsitzende auch mal Kritik ab, aber das gehöre zu diesem Amt eben dazu, für das Ina Dunker rund sechs Stunden pro Woche aufbringt: „Unterschiedliche Generationen arbeiten in einem Ortsverein zusammen. Wir diskutieren durchaus mal, profitieren aber sehr voneinander.“

Management und Hilfe für Ehrenamtliche
Beim Generationenwechsel möchte Claudia Fröhling die Ortsvereine unterstützen. Die Ehrenamtskoordinatorin ist hauptamtliche DRK-Mitarbeiterin – allein das zeigt die Wertschätzung des Ehrenamtes. „Ich bin Ansprechpartnerin für alle Mitglieder“, erklärt Claudia Fröhling. „Ich gebe zum Beispiel Anregungen, wie neue Helfer gewonnen werden können oder wie die Arbeit besser verteilt werden kann, damit nicht einzelne die gesamte Verantwortung tragen müssen.“
Interessierte können sich aber ebenso direkt an die Ehrenamtskoordinatorin wenden. Wer sich sozial engagieren möchte, ist beim DRK herzlich willkommen – unabhängig vom Alter, der Konfession oder Staatsangehörigkeit. Denn der DRK-Kreisverband Stade mit seinen rund 8.500 Mitgliedern ist nicht nur mehr als Blaulicht, wie die Homepage so treffend heißt, sondern auch mehr als Blutspende und Seniorennachmittage. Die Vielfalt ist enorm. Doch das ist oftmals unbekannt.

In der Macherei
Jens Brandt wusste zum Beispiel nicht, was das Rote Kreuz alles leistet. Er unterstützt seit rund einem Jahr die Beschäftigten mit Beeinträchtigung im Stader Dienstleistungszentrum „macherei“, das zu den Schwinge Werkstätten gehört. „Ich war überrascht, wie groß das hier ist und wie vielseitig“, so der 57-Jährige.
1.000 Sozialstunden leistet Jens Brandt in der Verpackung, erst dann kann der ehemalige Mitarbeiter der Postbank in den Vorruhestand gehen. Die Hälfte hat er bereits absolviert. Anschließend soll aber nicht Schluss sein: „Das macht hier so viel Spaß. Ich werde danach weiter in der ‚macherei‘ helfen.“

Second-Hand-Boutique in der Macherei
Ähnlich geht es Petra Hagedorn, die ebenso bei der Postbank gearbeitet hat und nun 1.000 Sozialstunden in der „macherei“ unterstützt, bevor es in den Vorruhestand geht. „Ich möchte weiterhin in der Second-Hand-Boutique mitarbeiten und die Beschäftigten unterstützen“, kündigt die Staderin an, die seit mehr als einem Jahr drei Mal die Woche Kleiderspenden sortiert, die
Regale bestückt, Kunden
berät und mittags die Essensausgabe für die Beschäftigten übernimmt. Berührungspunkte mit dem DRK hatte Petra Hagedorn vorher nicht: „Ich war wirklich überrascht, wie groß der DRK-Kreisverband ist.“ Erfahrungen mit Menschen mit Beeinträchtigungen hatte sie keine, Vorbehalte aber ebenfalls nicht. „Es ist toll hier!
Die Beschäftigten geben einem so viel zurück, das erfüllt mich mit Wärme und Zufriedenheit“, sagt die 57-Jährige ergriffen und ermutigt andere: „Solch ein Ehrenamt ist erfüllend und sinnvoll. Ich kann es nur jedem empfehlen!“

Jugendrotkreuz
Schon lange vom DRK überzeugt ist Lara Würger – das wurde ihr quasi in die Wiege gelegt. Sie ist mit dem Jugendrotkreuz (JRK) aufgewachsen: „Da meine Mutter jahrelang als Bezirksleiterin im Bezirk Braunschweig aktiv war, habe ich meine erste JRK-Veranstaltung im Alter von nur drei Wochen besucht.“
Seit März 2003 ist sie offiziell JRK-Mitglied und seitdem begeistert: „Es macht einfach Spaß!“ Die Arbeit sei so vielfältig wie die Mitglieder. „Außerdem finde ich es schön, den Kindern mit Spiel und Spaß etwas fürs Leben beibringen und ihnen einen Platz in einer tollen Gemeinschaft bieten zu können“, ergänzt die Leiterin des JRK Horneburg.
Rund fünf Stunden pro Woche investiert die 28-Jährige neben Beruf und Familie in ihr Ehrenamt, bei Fahrten ins „Haus des Jugendrotkreuzes“ in Einbeck können es schon mal 60 Stunden sein. Zeit, die sich lohnt: „Das JRK steht für ein Miteinander und gleichzeitig für Individualität. Wir sind eine bunte Gruppe, in der jeder so bunt sein kann, wie er möchte.“
Individuell ist auch das Engagement in den verschiedenen Einrichtungen und Abteilungen: Jeder entscheidet selbst, wie viel er sich einbringt. Dabei wird deutlich, die Aktiven sind von der Gemeinschaft und den Aufgaben begeistert und sind mit viel Herzblut dabei.

FACHmarkt
So geht es Leif Mehrens ebenso, der samstags im Stader „FACHmarkt“ mitarbeitet, der von den Schwinge Werkstätten und der Stade Marketing und Tourismus GmbH betrieben wird. Während seines Studiums an der Stader Hochschule PFH muss sich der 21-Jährige 60 Stunden lang sozial engagieren – so ist es vorgeschrieben.
Als „Neu-Stader“ wandte er sich ans DRK – schließlich engagieren sich sein Vater und Bruder in der Heimatgemeinde im Katastrophenschutz, er selbst geht regelmäßig zur Blutspende. „Daher war das Rote Kreuz für mich die erste Adresse“, so Leif Mehrens. „In einem Gespräch habe ich die Vielfalt kennengelernt. Das war deutlich mehr, als ich erwartet hatte.“
Seine Arbeit im „FACHmarkt“ in der Stader Altstadt, in dem regionale Produkte angeboten werden, lässt sich gut mit dem Studium vereinbaren. „Außerdem wurde ich toll von allen aufgenommen“, so der 21-Jährige weiter, der Kunden berät, die Obstkisten mit neuer Ware bestückt oder im Lager Lieferungen sortiert. Die Dienste machen so viel Spaß und der DRK-Kreisverband Stade überzeugte so sehr, dass der angehende Ingenieur bei seinen Kommilitonen schon reichlich geworben hat:

„Jeder findet hier die passende Stelle, die zu einem passt.“
Dem stimmen Bashar Ottour und die anderen Aktiven zu. Sie sind sich einig: Das DRK ist eine tolle Gemeinschaft, die unverzichtbare Arbeit leistet – ob bei der Blutspende, in der Bereitschaft oder beim Bestücken der Second-Hand-Boutique mit neuer Ware. Folgerichtig lautet der Aufruf: „Werden auch Sie Teil dieser Gemeinschaft. Helfen Sie anderen und gestalten Sie die Gesellschaft mit!“
Neue Helfer sind stets willkommen
Wer das DRK ebenfalls unterstützen möchte, meldet sich bei der Ehrenamtskoordinatorin Claudia Fröhling unter der Telefonnummer 04141/80330 oder schreibt eine E-Mail: c.froehling@kv-stade.drk.de. In einem persönlichen Gespräch informiert Claudia Fröhling über die verschiedenen Einrichtungen und Vereine, denn das Rote Kreuz ist mehr als Blaulicht und Blutspende. Die Interessen und Vorstellungen werden dabei selbstverständlich berücksichtigt.
Das Harsefelder Jugendrotkreuz (JRK) sucht derzeit besonders neue Mitstreiter. Nach einer Pause startete die Gruppe wieder im November. Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren treffen sich alle zwei Wochen im „Haus Am Rosenborn“, um gemeinsam zu basteln, zu spielen und natürlich zur Erste-Hilfe-Ausbildung. Die Ansprechpartner des Harsefelder JRK sind Ingo Lindner mit der Rufnummer 0171 / 563 42 28 und Steven Renken, der unter 0171 / 218 01 90 erreichbar ist. Und auch in einigen anderen Gemeinden und Städten gibt es das JRK, wo stets neue Aktive willkommen sind. (nd)